Knoten Ruppichteroth (Ehemalige Synagoge)
In Ruppichteroth steht ein noch weitgehend erhaltenes historisches Synagogengebäude. Eine Bürgerinitiative aus engagierten Ruppichterother Bürger*innen und einer jüdischen Familie macht sich dafür stark, das Gebäude in seiner ursprünglichen Form wiederherzustellen und einer neuen Nutzung zuzuführen. Die Gemeinde hat das Grundstück und das Gebäude der ehemaligen Synagoge gekauft, um einerseits an das vergangene jüdische Leben am Ort zu erinnern und andererseits einen neuen ortsgesellschaftlichen Mittelpunkt entstehen zu lassen.
Ausgangslage
Der Hauptort von Ruppichteroth besteht – vereinfacht ausgedrückt – aus einem Oberdorf (dem älteren historischen Mittelpunkt) und einem neuen Unterdorf an der B478 (einem Nahversorgungszentrum). Gleichzeitig sucht die Gemeinde nach einer Perspektive, wie Ober- und Unterdorf besser miteinander verzahnt werden können. An der Schnittstelle von Ober- und Unterdorf liegt die ehemalige Synagoge. Das Synagogengebäude hat die Zeit des Nationalsozialismus überlebt und blieb in seiner äußeren Gestalt weitgehend erhalten. Der Innenraum der eh. Synagoge wurde aber in den 1940er Jahren als Wohnhaus umgebaut.
Initiative
Zu dem ursprünglichen Projektkreis aus der Initiative zu Erhalt und Wiedernutzung der eh. Synagoge und der Gemeinde stießen weitere Akteur*innen aus der kommunalen Politik und der lokalen Wirtschaft (Handwerker, Unternehmer*innen, Volksbank, Gemeindewerke), sodass der Kreis der Engagierten auf bis zu 25 Personen anwuchs. In den ersten Projektgesprächen im Knotenpunkt-Prozess wurde das vielseitige Projekt und die damit verbundenen, unterschiedlichen Interessen und Ideen auf thematische Bausteine geclustert. Es wurde eine Grundidee dafür geschaffen, wie die Interessen der Gemeinde, der Bürgerinitiative und Weiterer (an der Fortentwicklung der Ortsgesellschaft interessierter zivilgesellschaftlicher Gruppen) gebündelt werden kann.
Idee und Projektrahmen
Im Frühjahr 2023 entstand in dem erweiterten Projektkreis die Idee eines „2-Säulen-Modells“:
Säule 1: Die Sicherung und Wiederherstellung der historischen Synagoge als Erinnerungs- und Bildungsort zum Thema jüdisches Leben in Ruppichteroth (ob dazu auch neues gemeindliches jüdischen Leben gehört, ist noch offen)
Säule 2: Der Aufbau eines übergreifenden Orts des bürgerschaftlichen Lebens, der nicht Einzelinteressen bedient, sondern sich durch Kooperation verantwortlich fühlt für das Gemeinwohl und den ortsgesellschaftlichen Kitt in Ruppichteroth (eben ein „Knoten“ z. B. als neue Infrastruktur und zivilgesellschaftlicher Partner für die Gemeinde)
Rahmung: Einordnung in eine städtebauliche Ortsentwicklungsplanung (z. B. Grundstücksentwicklung Ober-/Unterdorf, Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept)
Da sich die Gemeinde Ruppichteroth mit ganz besonderen Einschränkungen aufgrund ihrer Haushaltssituation konfrontiert sieht, ist dem Kreis der bisher eingebundenen Akteur*innen bewusst, dass es für einen derartigen Knotenpunkt auch einer neuen Form von Investitions- und Trägerverantwortung bedarf (z.B. einer Bürgerstiftung oder einer genossenschaftlichen Trägerkonstruktion unter Einbindung der Zivilgesellschaft und der Gemeinde).
Besonderheiten
Das Besondere an dem potenziellen Ruppichterother Knotenpunkt ist, dass sich aus der bisherigen Erörterung des Projektrahmens die gemeinsame Einschätzung der beteiligten Akteur*innen ergeben hat, dass die Zukunft, in einer von Haushaltssorgen belasteten Kommune, auch von der Bereitschaft zivilgesellschaftlicher Verantwortungsübernahme abhängt.
Aktueller Stand und Ausblick
Im November 2023 wurden in einer Ideenwerkstatt mit allen Partner*innen aus der Gemeinde, örtlichen Vereinen und engagierten Ruppichterother*innen, der Synagogen-Initiative und Partner*innen aus der Wirtschaft an den Themen „Erinnerungs- und Bildungsort zum jüdischen Leben in Ruppichteroth“, „Unterstüzter*innen der Ortsgesellschaft für einen Knotenpunkt“, „Projektträgerschaft“ und „Finanzierung“ gearbeitet.
Durch die Haushaltslage der Gemeinde entstand ab dem Frühsommer 2023 zunächst eine „Denkpause“, die dazu genutzt wurde, aus dem Kreis der örtlichen Wirtschaft (Sparkasse, Volksbank, Gemeindewerke, der Wirtschaftsvereinigung „Schaufenster Ruppichteroth“, Einzelunternehmer*innen) mögliche Ankerpartner*innen auch bei der Finanzierung baulicher Investitionen zu gewinnen.
Im Wintersemester 2023/24 haben Studierende der Alanushochschule Bonn/Alfter Ideen für eine städtebauliche und architektonische Realsierung vorgestellt. Im Spätsommer 2024 wird die Gemeinde mit Unterstützung insbesondere des Rhein-Sieg-Kreises ein Architekturbüro mit einer Machbarkeitsstudie beauftragen, die Realisierbarkeiten zum Umbau des Synagogengebäudes und zu zwei Erweiterungsoptionen aufzeigen soll.
Erste Gespräche über Finanzierungs- und Förderoptionen wurden geführt. Sie werden im Herbst 2024 fortgeführt (insbesondere auch mit Partnern, die sich für das Thema Synagoge und jüdisches Leben stark machen könnten).
Das Knotenpunkt-Projekt in Ruppichteroth gehört zu den Pilotprojekten im Aktivierungs- und Transferprozess „Das Gute Leben selbst gemacht – Knotenpunkte des öffentlichen Lebens im Bergischen RheinLand“ der REGIONALE 2025 Bergisches RheinLand. Es hat 2023 den C-Status der Regionale erhalten.
Stand: August 2024
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